Pilze sind in unserer Umwelt viel präsenter, als viele Leute glauben. Beim Begriff Pilz denken die meisten wahrscheinlich an einen Steinpilz oder an einen Wiesenchampignon. Die Welt der Pilze hat aber viel mehr zu bieten, als nur die paar bekannten Arten.
Pilze gehören weder zu den Pflanzen, noch zu den Tieren. Sie bilden ein eigenes Reich. Heute sind ungefähr 150.000 Pilzarten bekannt. Schätzungen gehen aber von über 5 Millionen verschiedenen Arten im Pilzreich aus. Bei diesen Zahlen ist es dann auch nicht verwunderlich, dass Pilze uns so oft im Alltag unbemerkt begleiten.
Hier sind nur einige Beispiele, wo Pilze im Alltag zu finden sind:
• Schimmelpilze bei der Käseherstellung
• Hefe beim Backen oder Bierbrauen
• Bei der Herstellung von Antibiotika
• Bei der Zersetzung von totem organischem Material
• Als Quelle für verschiedene chemische Verbindungen in der Industrie
Das, was die meisten als Pilz bezeichnen, ist eigentlich nur ein kleiner Teil davon, nämlich der Fruchtkörper. Der eigentliche Pilz besteht aus einem Geflecht aus dünnen Fäden, Myzel genannt, und befindet sich im Boden oder in dem Substrat, das der Pilz als Nahrungsquelle nutzt. Weil Pilze kein Chlorophyll bilden können, können sie auch keine Photosynthese betreiben. Sie müssen sich also ähnlich wie Tiere, von Material ernähren, das andere Lebewesen vorgefertigt haben.
Pilze kann man in drei große Gruppen einteilen:
• Saprobionten zersetzen totes organisches Material
• Parasiten befallen lebende Organismen
• Symbionten gehen eine Lebensgemeinschaft mit Pflanzen ein
Saprobionten
Saprobionten erfüllen eine sehr wichtige Rolle in der Natur. Sie zersetzen totes organisches Material wie Holz, Blätter oder auch Tiere. Ohne die Saprobionten würde der Wald an seinem eigenen Abfall ersticken. Sie sorgen durch Recycling für Ordnung und reichern so den Boden wieder mit Mineralstoffen an. Pflanzen können diese Mineralstoffe, die sie für ihr Wachstum benötigen, wieder aufnehmen.
Zu den Saprobionten zählen zum Beispiel:
• der Wiesenchampignon (Agaricus campestris)
• der Parasol (Macrolepiota procera)
• der Schopftintling (Coprinus comatus)
Parasiten
Pilze, die sich parasitisch ernähren, entziehen anderen Lebewesen Nährstoffe, ohne dafür eine Gegenleistung zu erbringen. Dies kann eine Pflanze oder ein Tier, inklusiv dem Menschen sein. Der Wirt wird dadurch geschädigt und kann sogar an den Folgen sterben. Einige Parasiten können sogar noch nach dem Tod des Wirtes weiterleben. Der Pilz stellt dann seine Ernährung um und wird zum Saprobionten. Die Grenze zwischen den Parasiten und den Saprobionten ist daher nicht immer klar definiert.
Zu den Parasiten zählen zum Beispiel:
• der gemeine Hallimasch (Armillaria ostoyae)
• der Schwefelporling (Laetiporus sulphureus)
• der Zunderschwamm (Fomes fomentarius)
Symbionten
Symbionten gehen mit Bäumen oder Sträuchern eine Lebensgemeinschaft ein, von der beide Partner profitieren. Das Myzel des Pilzes wächst dabei um die Wurzeln der Pflanze herum (Ektomykorrhiza), oder dringt sogar in sie ein (Endomykorrhiza). So können der Pilz und die Pflanze Nährstoffe austauschen. Der Pilz gibt Mineralstoffe und Wasser an die Pflanze ab. Im Gegenzug erhält er von der Pflanze durch Photosynthese hergestellte Nährstoffe.
Zu den Symbionten zählen zum Beispiel:
• der gemeine Steinpilz (Boletus edulis)
• der Fliegenpilz (Amanita muscaria)
• der Maronenröhrling (Imleria badia)
Ohne Pilze wäre unsere Umwelt, wie wir sie heute kennen, also nicht möglich. Deshalb sind in Luxemburg alle Pilzarten durch eine großherzogliche Verordnung vom 8. Januar 2010 geschützt.